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Augarten 2021 | 2011


ES IST ZEIT.
DER KRIEG IST LANGE VORBEI, ALLEINE DIE FLAKTÜRME STEHEN NOCH IMMER.
MÄCHTIGE RIESEN INMITTEN DES PARKS, MÄCHTIG, ABER VOR ALLEM AUSSER KONTEXT UND KAUM MÖGLICH ZU NUTZEN.
ZUDEM WEGGESCHLOSSEN MIT EINBRUCH DER DUNKELHEIT.
VIELLEICHT IST DAS GUT SO.
VIELLEICHT BRAUCHEN FLORA UND FAUNA IHRE RUHE.
WARUM ALSO NICHT DER NATUR FREIEN LAUF LASSEN. ODER IHREN LAUF LENKEN.
MIT ETWAS NACHHILFE, DER NATUR AUF DIE SPRÜNGE HELFEN,
UND IHREN RAUM IN DIE VERTIKALE ERWEITERN.
DIE FLAKTÜRME BIETEN GRUNDLAGE FÜR JEGLICHE FORM VON BEGRÜNUNG.
DAMIT SIE SICH IHREN NEUEN RAUM AUCH ANEIGNEN KANN.



Diptychon à 30 x 90cm‚ 40 x 100 cm [gerahmt] | Lambdaprint


In sinnlosem Krieg hielt sich das hasserfüllte und menschenverachtende System für unverwundbar. Als sich jedoch herausstellte, dass die alliierten Fliegerstaffeln ungehindert heimische Städte bombardieren konnten, beauftragte die Behörde Albert Speers den Architekten Friedrich Tamms für Hamburg, Berlin und Wien ein System aus Flaktürmen (FlugAbwehrKanonen) zu errichten.
Propagandistisch wurden diese Hochbunker als Wunderabwehrwaffe angepriesen, die es dem Feind unmöglich machen würde weitere Bomben abzuwerfen. Und Göring wollte ja schon längst Meier heissen.

Jeweils ein Gefechts- und ein Feuerleitturm bildeten ein Paar.
Der Eine ausgestattet mit Kanonen, der Andere mit einem Radarsystem, welches die Fliegerstaffeln orten, und die Kanonen somit blind ihre Ziele treffen lassen sollte.

In Wien wurde mit den drei Flakturmpaaren: Augarten 2. Bezirk, Arenbergpark 3. Bezirk, Stiftskaserne/ Esterhazypark 7./6. Bezirk) ein imaginäres Dreieck um die Stadtmitte geschrieben, in seiner Mitte symbolisch das Wahrzeichen der Stadt, das Heiligste, der Stephansdom.
Die 3 Turmpaare sind unterschiedlich hoch, um sämtliche Gefechtsplattformen auf derselben Seehöhe zu platzieren.
So weit, so genial (?).
Die Alliierten deckten das System bald auf, führten den Radar mit Lametta in die Irre, und reduzierten damit den Wirkungsgrad dieser "Wunderwaffe" ganz empfindlich.

Die Flaktürme wurden jedoch so solide gebaut, dass ein Abriss nahezu unmöglich ist. Die mehrere Meter dicken Stahlbetonmauern sollen angeblich bis heute in ihrem Inneren noch immer nicht vollständig ausgetrocknet sein. Vermutlich war die Absicht bereits bei Errichtung, sie nie wieder einfach abtransportieren zu können.
Auch die Nachnutzung der Türme gestaltet sich schwierig.
Mittlerweile werden die Wiener Flaktürme teilweise als Museumsdepot für Angewandte Kunst (Gefechtsturm Arenbergpark), vom Militär (Gefechtsturm Stiftskaserne) oder als Haus des Meeres (Leitturm Esterhazypark) genutzt.
Die Übrigen stehen leer.
Muss Augarten 2021 eine Utopie bleiben?

Weiterführende Links:
Flakturm
Wiener Flakturm 1 Wiener Flakturm 2
Friedrich Tamms
Zitat H. Göring
MAK Depot
Augarten